Seit Monaten liegen drei Teile überdimensionierter Kanalrohre auf der Wiese des ehemaligen Ententeiches im Waldhof herum und werden langsam vom Gras zugewachsen. Doch bei näherem Betrachten sind es keine Kanalrohre, denn sie sind zubetoniert und nur eine kleines Viereck ist offen gelassen.
Allmählich lüftet sich das Geheimnis um diese merkwürdigen Objekte. Sie werden nicht als Kanalrohre genutzt, denn dafür wären sie für den Waldhof zu groß, sie stellen auch keine Kunstwerke dar, sondern sie sollen als Fundamente für große Schilder dienen, die den Umbau der Kindertagesstätte 14 verkünden und die Zuschussgeber preisen, die zur Finanzierung des Umbaues beitragen. Natürlich tun sie das nicht mit ihrem Geld, sondern dem der Steuerzahler.
Dem Umbau der Kita hat inzwischen jeder gemerkt, der vorbei kam, denn er ist schon seit einem Vierteljahr im vollem Gange und schon bald fertig. Die Schilder aber wurden noch nicht geliefert und so liegt das Torso ebenso nutzlos wie überflüssig auf dem Ententeich herum und droht auch noch das Waldhoffest des Arbeitskreises zu behindern.
Muss das den wirklich sein? Fragt Erich Herrmann vom Arbeitskreis Waldhof. Wenn für solche nutzlose Repräsentationen Geld vorhanden ist, warum dann nicht für die dringend notwendige Turnhalle?
Der kürzliche Bürgerempfang des Arbeitskreises hat ihm eine Menge von Vorschlägen für Aktivitäten im Waldhof eingetragen. Allein Herr Wolfgang Glaab hat zwei volle Seiten von Vorschlägen erarbeitet, wie der Waldhof attraktiver gemacht und das Gemeinschaftsleben gefördert werden kann, damit der „Waldhof Zukunft hat“.
Einige der Vorschläge können schon beim Waldhof Fest angewendet werden, das am 11. September wieder stattfinden wird. Das neue Konzept soll die Besucher viel stärker in den Veranstaltungsablauf einbeziehen und sie zum mitmachen animieren. Auch an walking unter Einbeziehung der geforderten „Bieberaue Promenade“ ist gedacht
Bei einer ersten Durchsicht der weiteren Vorschläge stellt der Arbeitskreis fest, dass dazu die Zahl der ehrenamtlichen Helfer wesentlich erhöht werden müsse. Vor allen Dingen aber müssten die räumlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Für die sportlichen Aktivitäten sei eine Turnhalle erforderlich, die es aber im Waldhof nicht gibt. Außerdem ist ein Bolzplatz auf dem Schulhof weggefallen und der andere steht unter Wasser.
Seit dreißig Jahren wird der Grundschule im Waldhof eine Turnhalle versprochen, wenn die noch immer provisorisch untergebrachte Grundschule erneuert wird. Jetzt ist es endlich soweit, doch im Sanierungsprogramm ist sie nicht enthalten,
„Wenn die Turnhalle nicht im jetzigen Schulerneuerungsprogramm enthalten ist, wird sie in weiter Ferne rücken“ befürchtet Peter Janat. Das wäre nicht nur für die jetzigen und künftigen Schüler schlimm, auch für die ehrenamtliche Arbeit, die auf solche Räume angewiesen ist, wäre es ein schwerer Schlag.
Der Arbeitskreis und der Förderverein Turnhalle wollen aber nicht aufgeben. Es geht um die Waldhofer Kinder, die jedes Mal der gefährlichen Weg zu einer Bieber Turnhalle machen Zeitverluste und verkürzten Turnunterricht hinnehmen müssen und es geht auch um die Bieberer Kinder, deren Turnhalle überlastet ist.
„Wenn die Stadt Geld für teure Privatschulen und kostspielige Stadien hat, dann muss sie auch Geld für ihre Kinder haben“, meinte Erich Herrmann.
Das Waldhoffest wird daher seinen Schwerpunkt in der Turnhallenfrage haben. Es wird in vielfältiger Weise thematisiert werden und zeigen, dass der Waldhof nicht schlechter behandelt werden darf, wie andere Stadtteile.
„Die Waldhofer Kinder dürfen nicht schlechter gestellt werden, als die Kinder anderer Stadtteile“ erklärte die Vorsitzende Barbara Waschkun in der Mitgliederversammlung des Fördervereins „Turnhalle im Waldhof“. Waldhof ist die einzige Schule in Offenbach ohne Turnhalle. Die Versammlung begrüßte zwar, dass das seit über 30 Jahren bestehende Provisorium der Grundschule Waldhof jetzt endlich in feste Gebäude umgewandelt werden soll, ist aber enttäuscht, dass eine Turnhalle trotz aller Versprechungen wieder nicht vorgesehen ist.
Die Schulkinder müssen demnach weiter den gefahrvollen Weg zur Bieberer Turnhalle machen, versäumen Unterrichtszeit und bekommen nur einen eingeschränkten Turnunterricht. Auch die Bieberer Schulkinder leider darunter. Die ohnehin zu kleine Bieberer Schulturnhalle müssen sie sich mit den Waldhofer Kindern teilen, was wiederum ihren Unterricht schmälert. „Wenn im Zuge der Schulerneuerung in Offenbach keine Turnhalle im Waldhof gebaut wird, ist auch in absehbarer Zeit nicht mehr damit zu rechne“, sieht auch Peter Janat. Daher muss in diesem oder nächsten Jahr die Entscheidung fallen. Gäbe es keine Turnhalle müsste der Waldhof neben den Defiziten in der Infrastruktur, einen weiteren Bedeutungsverlust erleiden, denn die Turnhalle ist auch für die Belebung des Gemeinschaftslebens notwendig, meinte Erich Herrmann. Der Förderverein hofft noch auf die „Machbarkeitsstudie“ die der Magistrat in Auftrag gegeben hat. Sollte auch dort keine Turnhalle enthalten sein „werde man auf die Barrikaden gehen“. Zuvor wolle man aber alle Möglichkeiten nutzen, die Verantwortlichen vom Bau einer Schule im Waldhof zu überzeugen.
In der anschließenden Vorstandswahl unter Leitung von Dietrich Kuschel wurden Barbara Waschkun als Vorsitzende und Wolfgang Reuter, OB a.D. als stellvertretender Vorsitzender wieder gewählt. Kassierer wurde Peter Janat, Schriftführer Erich Herrmann und Beisitzer Petra Röder, Regina Bruneß uns Pfr, Markus Fehlhaber. Als Revisoren wurde Regina Koerth und Peter Herd gewählt Alle Wahlen erfolgen einstimmig.
Fotoaufnahme des Vorstandes. Obere Reihe v.l.n.r.Petra Röder, Regina Bruneß, Barbara Waschkun, untere Reihe: Regina Koerth, Peter Herdt, Erich Herrmann.
Nicht auf dem Bild: Wolfgang Reuter, Markus Fehlhaber
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Bürgerempfang Videos (AK 30.04.2010) auch in HD
Video 1 (Bürgempfang) auch in HD
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Video 3 (Beamer-Präsentation)
Gleich an vier runden Tischen hatte der Arbeitskreis Waldhof bei seinem Bürgerempfang Experten gebeten, um sie über die Zukunft des Waldhofes mit Hilfe des Moderators Peter Janat zu befragen. Dass der Waldhof eine gute Wohnqualität mit viel Grün habe, über gute Verkehrsanbindungen verfüge und ein überschaubares Gemeinwesen darstelle, wurde allgemein anerkannt. Aber er leidet dennoch an einem Geburtsfehler: er wurde zu klein konzipiert und damit fehlen Läden und anderer Dienstleister.
Markus Eichberger vom Stadtplanungsamt verwies auf das geplante Waldhof II, aber das kann noch sehr lange dauern und wird sich eher nach Bieber als nach Waldhof orientieren. Auch die Schulsituation ist unbefriedigend. Seit über 30 Jahren sind Klassen in provisorischen Pavillons untergebracht. Es fehlt eine Turnhalle und mit Gemeinschaftsräumen ist es auch nicht gut bestellt. Zumindest was die Schule betrifft, machte Stadtrat Paul Gerhard Weiß Hoffnungen.
Die Stadt werde ein Planungsauftrag erteilen um das Provisorium durch einen festen Schulbau ersetzen. Allerdings könne er hinsichtlich einer Turnhalle keine Zusagen machen. Damit aber waren die Waldhofer überhaupt nicht zufrieden. Es sei unzumutbar die Kinder zum Turnunterricht auf den Weg in Bieberer Turnhallen zu schicken. Das bedeute Straßengefahren, Unterrichtszeitverluste und eingeschränkten Turnunterricht. Auch für das Gemeinschaftsleben wäre die Turnhalle wichtig, meinte Erich Herrmann für den Arbeitskreis. Wenn die Bau nicht im Rahmen des jetzigen Erneuerungsprogrammes beschlossen werde, rücke eine Turnhalle in weite Ferne. Die Waldhofer wollen daher nicht aufgeben und die Politik für dieses Anliegen gewinnen.
Die anwesenden Politiker jedenfalls zeigten guten Willen. Auf die Waldhofer Grundschule läßt Nesrin Urgulu nichts kommen. Die Schule hat den Kindern gute Chancen eröffnet. Sie fühlt sich mit vielen anderen Neubürgern im Waldhof integriert und ist stolz darauf, dass es gelungen zum Fastenbrechen und Advent alle Bürger einzuladen und so mehr Verständnis für die
unterschiedlichen Kulturen zu entwickeln. Nicht ganz so zufrieden ist Dieter Jahn mit der Situation im Gewerbe- und Industriegebiet. Markus Eichberger verwies zwar auf die angekündigten Firmenerweiterung und meinte, dass damit alle Gewerbeflächen belegt seien. Dieter Jahn ist skeptischer. Er sieht die Betriebseinschränkungen oder Stilllegungen und macht sich Sorgen um die ansässigen Großbetriebe. Auf jedem Falle müsse eine Industriebrache verhindert werden, meinte Erich Herrmann, auch wenn daraus ein Mischgebiet entstehe, was es zum Teil schon ist.
Es sei eigentlich schade, dass Wohn- und Industriegebiet so nebeneinander her leben und keine Symbiose entstanden sei. Vielleicht ließe es sich verbessern und darüber wolle man
mit den Unternehmen sprechen. Der Waldhof ist ein friedliches Wohngebiet. In der Polizeistatistik taucht der Waldhof nur unterproportional auf. Jeder kriminelle Vorgang wird im Arbeitskreis diskutiert und nach Ursachen und Abhilfe gesucht. Umso enttäuschender sei, dass der Waldhof in machen Kreisen ein unbefriedigendes Image habe. Waldhofer Kinder seien deshalb sogar beschimpft worden, berichtete eine Teilnehmerin. Das gute Beispiel werde das Image verbessern, meint Peter Janat, der die Diskussion souverän leitete. Gemeinsam mit Jörg Grimm zeigte er in Bild und Ton, was sich im Waldhof allein in den letzten Jahren verbessert hat und welche Ziele sich die Waldhofer setzen: Die Erneuerung der Schule und einer Turnhalle, Die Verbesserung der Gemeinschafts- und Sporteinrichtungen, Unterstützung der Prävention und der Integration, bessere Vernetzung mit dem Gewerbegebiet und die Erschließung der landschaftlich schönen Bieberaue durch einen Rundweg mit Bänken und Freizeitmöglichkeiten.